„Wir haben die Abfragezeiträume bei den Gesundheitsfragen reduziert“

Ist eine Grundfähigkeitsversicherung nur eine abgespeckte Version der BU-Versicherung? Im Gespräch erklärt Vorstand Igor Radović, warum die Canada Life ihre Produkte in diesem Segment einer Rundum-Erneuerung unterzogen hat und worauf es bei einem modernen Angebot ankommt.

Biomex.TV: Seit rund 24 Jahren ist die Canada Life am deutschen Markt aktiv, unter anderem als Biometrie-Versicherer. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem angelsächsischen und einem deutschen Versicherer?

Igor Radović: Wir sind in der Lage, Dinge anzubieten, die deutsche Versicherer hier nicht tun, und haben davon reichlich Gebrauch gemacht. Wir haben Produkte auf den Markt gebracht oder Produktmerkmale in individuelle Produkte eingebaut, die es so in Deutschland nicht gibt. Wir unterliegen der irischen Aufsicht, was uns zusammen mit der Erfahrung aus anderen Märkten ermöglicht, Dinge anders zu machen.

Es wird oft behauptet, dass eine Grundfähigkeitsversicherung nur eine abgespeckte Version der Berufsunfähigkeitsversicherung ist. Wie sehen Sie?

Radović: Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass man bei Biometrie-Produkten immer danach fragen muss, was den Kunden interessiert und wo Bedarf besteht. Das Thema Grundfähigkeitsversicherung ist dafür ein gutes Beispiel. Es ist ein Produkt, das wir in diesen Markt eingeführt haben und mit dem wir groß geworden sind. Je nach Kundeninteresse gibt es entweder den Bedarf, den Beruf abzusichern, oder die körperlichen Fähigkeiten. Oder eben beides. Wir sehen im Sinne einer ganzheitlichen Absicherung der persönlichen Risiken Platz für beide Optionen.

>>> Das Interview können Sie hier anschauen

Warum haben Sie sich entschieden, jetzt die Grundfähigkeitsversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung bei sich im Haus zu erneuern?

Radović: Das hat zwei Gründe. Erstens entwickelt sich die Welt weiter. Rechnungsgrundlagen, Kriterien zur Definition von Berufen und Fähigkeiten ändern sich ständig. Außerdem haben wir die vergangenen Jahre intern intensiv daran gearbeitet, unser gesamtes Verwaltungssystem auf den neuesten Stand zu bringen. Das bedeutet, dass wir in dieser Zeit nicht immer die neuesten Innovationen mitmachen konnten. Das holen wir jetzt nach. Das, was wir im Juli gemacht haben, ist nur der erste Teil unseres Erneuerungsprozesses.

Was sind die wesentlichen Änderungen bei den neuen Tarifen?

Radović: Eine der größten Veränderungen betrifft die Gesundheitsfragen. Wir haben die Abfragezeiträume bei den Gesundheitsfragen reduziert: von fünf Jahren auf drei bei ambulanten Behandlungen und von zehn auf fünf bei stationären. Es gibt nicht viele Anbieter am Markt, die das so handhaben. Zudem haben wir weitere Grundfähigkeiten definiert oder bestehende Definitionen überarbeitet, um den heutigen Lebensrealitäten besser gerecht zu werden.

Manche Marktbeobachter bemängeln, dass es mittlerweile zu viele Merkmale in der Grundfähigkeitsversicherung gibt. Trotzdem haben Sie acht neue Grundfähigkeiten eingeführt, wie zum Beispiel Fahrradfahren und Smartphone benutzen. Warum?

Radović: Erstens teile ich die Meinung nicht, dass 27 Merkmale zu viele sind, wenn es um die Fähigkeiten eines Menschen geht. Manchmal geht es auch um Transparenz, also darum, Fähigkeiten zu formulieren, die dem heutigen Leben entsprechen. Fahrradfahren und die Nutzung eines Smartphones gehören heute einfach dazu. Vor 20 Jahren war das anders, aber jetzt ist es eine relevante Fähigkeit. Es ist wichtig, dass wir den Menschen von heute mit ihren alltäglichen Fähigkeiten berücksichtigen.

Was bedeutet das für die Prämien der beiden Kategorien?

Radović: Die Prämien sind unverändert geblieben. Wir bieten einen besseren Prozess zu den gleichen Preisen an. Oftmals wird angenommen, dass Verbesserungen teurer sind. In diesem Fall bleibt der Preis gleich, während wir den Zugang zur Versicherung erleichtern. Wir haben uns entschieden, die Rahmenbedingungen zu verbessern, anstatt die Preise zu senken. Es ist wichtig zu verstehen, welche Preise wir beim Rückversicherer zahlen.

Wie sieht es mit den Neuerungen in der Grundfähigkeitsversicherung aus, insbesondere bei den Fahrerlaubnissen?

Radović: In der neuen Grundfähigkeitsversicherung steht nicht mehr nur „PKW und Krafträder führen“, sondern wir spezifizieren jetzt die entsprechenden Fahrerlaubnisklassen. Wir wollen klare und transparente Bedingungen schaffen, sodass unsere Kunden genau wissen, was sie abdecken. Es ist deutlich wichtiger geworden, dass wir genau und für jeden verständlich definieren, was ein Versicherter für seine Prämie bekommt. Dabei geht es vor allem um Bereinigung der Sprache.

Eine letzte Frage: Was dürfen wir in Zukunft von der Canada Life erwarten, insbesondere im Bereich Berufsunfähigkeit?

Radović: Wir haben noch viel vor. Das, was wir im Juli gemacht haben, war nur der erste Schritt. Im Oktober bringen wir weitere Verbesserungen sowohl für die Berufsunfähigkeits- als auch für die Grundfähigkeitsversicherung auf den Markt. Nächstes Jahr planen wir bereits weitere Optimierungen. Wir sind überzeugt, dass eine ganzheitliche Sicht auf Risikoprodukte wichtig ist. Neben den Grund- und Berufsunfähigkeitsversicherungen bieten wir auch Vorsorgelösungen für schwere Krankheiten an.

Dieses Jahr feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum, und wir haben eine besondere Aktion im Bereich der Altersvorsorge gestartet, bei der jeder Kunde, der eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, zusätzlich eine Leistung in Höhe von 20.000 Euro im Bereich der Vorsorge erhält. Wir sind sehr motiviert und werden kontinuierlich neue Produkte und Innovationen auf den Markt bringen.

author

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

What's your reaction?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert