Psychische Vorerkrankung ist kein automatisches K.O-Kriterium mehr

Im Wettbewerb um potenzielle Kunden umgarnen die Berufsunfähigkeitsversicherer vor allem junge Menschen und Beamte. Aber auch eine psychische Vorerkrankung ist kein automatisches K.-o.-Kriterium mehr.

Eines muss man den deutschen Berufsunfähigkeitsversicherern lassen: Ihre Produkte machen einiges her. Anders ist das gute Ergebnis im „SBU-Rating 2024“ von Franke und Bornberg aus dem April 2024 nicht zu erklären. Dafür haben die Analysten 123 Tarife von 55 Versicherern überprüft. 70 davon erreichten die Spitzennote „Hervorragend“ (FFF+). Weitere 21 Tarife landeten auf der zweithöchsten Stufe FFF, die immerhin für „sehr gut“ steht.  

„Seit unserem ersten Tarif-Rating im Jahr 1995 werden BU-Tarife immer leistungsfähiger“, freut sich Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Denn der Absatz hakt. Seit 2018 war ein Aufwärtstrend zu beobachten, doch 2022 hat das Neugeschäft mit selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherungen (SBU) einen Knacks bekommen, beobachtet Franke. 

Die Zahl der SBU-Neuverträge erreichte mit 416.000 Stück nur das Niveau des Jahres 2015. Auf knapp 46 Millionen Erwerbstätige kommt ein Bestand von knapp 6 Millionen selbstständigen Invaliditätsrenten und weiteren 11 Millionen Zusatzrenten. Da ist also noch deutlich Luft nach oben.  

Ein Grund dafür sind ungleiche Chancen auf bezahlbaren Versicherungsschutz, wie es Franke nennt. „BU-Versicherer schreiben die Entwicklung zur Klassengesellschaft fort. Insbesondere für Akademiker wird das Angebot seit Jahren nicht nur besser, sondern noch günstiger. Wer körperlich arbeitet, muss sich den teuren BU-Schutz hingegen vom Mund absparen.“ Ob Krankenschwester, Pfleger, Busfahrer oder Handwerker – vor allem jene Berufe, „die unsere Gesellschaft zusammenhalten, fallen durchs Raster“, kritisiert Franke. Diese Berufe haben ein höheres Risiko für eine Berufsunfähigkeit und sind deshalb teurer als der klassische Bürojob.  

Police früh abschließen 

Eine Möglichkeit, wie man das zumindest teilweise umgehen kann, ist der frühe Abschluss der Police. Eine leistungsstarke BU-Versicherung lässt sich in der Regel einfacher und günstiger abschließen, je jünger der Antragsteller ist. Damit lassen sich die Ausgaben langfristig geringer halten. In jungen Jahren ist der allgemeine Gesundheitszustand in der Regel noch besser, es liegen meist weniger Vorerkrankungen vor, als wenn man sich erst zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Absicherung entschließt. Und dieser bessere Gesundheitszustand wirkt sich positiv auf die Absicherung und den monatlichen Beitrag aus, denn dadurch kommt es seltener zu Ausschlüssen, Risikozuschlägen oder gar einer Ablehnung des BU-Antrags.  

Und das nutzen die Menschen anscheinend aus. Denn es gibt einen Trend zum früheren Abschluss, beobachtet Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating beim Analysehaus Morgen & Morgen. Vor 20 bis 25 Jahren wurde eine BU-Versicherung ungefähr im 30. Lebensjahr abgeschlossen. „Das hat sich immer stärker verjüngt. Wir sehen ein großes Spektrum zwischen 20 und 35 Jahren, aber gerade in den letzten Jahren hat der Anteil der unter 25-Jährigen deutlich zugenommen“, so Saal. 

Heute könnten Schüler schon ab sechs Jahren abgesichert werden. Auch Azubi- und Studenten-BUs mit reduziertem Beitrag und limitierter Versicherungssumme (zum Beispiel 1.500 Euro) sind gang und gäbe geworden. Dadurch erhalten die jungen Leute eine BU mit vollem Versicherungsschutz zu günstigen Konditionen. Durch geeignete Nachversicherungsoptionen kann die Abdeckung zudem später erhöht werden, zum Beispiel bei Jobwechsel, Immobilienkauf, Heirat oder der Geburt eines Kindes. 

Einen Blick wert können hier auch die Versorgungswerke sein. „Wir haben einen besonders günstigen Tarif für junge Menschen, also Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende und für alle, die ein Berufsvorbereitungsjahr in unseren Branchen absolvieren“, sagt Stefan Limmer, Leiter Vertrieb und Prozesse der Metallrente. So können sich zum Beispiel Studierende der Medizin und in Pflegeberufen über die Klinikrente und Chemie- und Chemie-Ingenieurstudierende über die Chemierente versichern. Wer ein Studium aus dem Fächerkreis Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (MINT-Berufe) absolviert, dem steht die Metallrente offen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob etwa der Azubi nach der Ausbildung doch den Beruf wechselt – der individuelle Schutz bleibt zum gleichen Tarif bestehen. Frei nach dem Motto „Einmal versichert, immer versichert“.  

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Fotohinweis: www.freepik.com

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