Die neue Grundfähigkeitsversicherung der Baloise

Zunächst mal vorab: Die Basler heißt jetzt Baloise. Spricht man wie den Ball, ein o und das Aas. Heißt aber übersetzt immer noch die Basler. Klingt jetzt halt weltoffener. Naja, das ist hier nicht Gegenstand der Untersuchung. Hier geht es um die neue Grundfähigkeitsversicherung der Baloise. Und die kann vor allem viel.

Die neue Grundfähigkeitsversicherung der Baloise

Wie immer und auch aus anderen Produkten bekannt, gibt es die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise in den Varianten Gold, Silber und Bronze. Vertrieblich spornt das den Interessenten vermutlich an, Gold zu erreichen. Aber auch vom Verständnis über den Leistungsumfang funktioniert das zumindest soweit, dass ich weiß, welches die umfangreichste Variante ist.

Allerdings will ich hier schon mal mit Kritik einsteigen. Denn was der Kunde hier nicht kann, ist einschätzen, welche Grundfähigkeiten in welcher Variante enthalten sind. Und tatsächlich lässt sich hier auch nach langem Überlegen nicht erkennen, was die einzelnen Zielgruppen sind. Ich fände es besser, wenn die Bezeichnung Rückschlüsse auf den Versicherungsinhalt zuließe. Das ist bei den wenigsten Versicherern so.

Aber mal als Beispiel: Ein Grundtarif könnte „Körper“ heißen. Da sind dann alle Grundfähigkeiten drin. Ein anderer Baustein heißt „Sinne“, der logischerweise die Sinne enthält. Darüber hinaus könnte man „Fertigkeiten des Alltags“ definieren, wo sich alles findet, was man erlernt hat oder was ein höheres motorisches Verständnis erfordert. „Mobilität“, „Beruf“, „Büro“, „Garten oder ähnliches, ist aber auch denkbar.

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise: Bronze

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise geht aber halt nen anderen Weg. In Bronze ist Sehen, Hören, Sprechen, Gebrauch eines Arms, Greifen/Halten, Gehen, Stehen, Treppensteigen, Sitzen, Gebrauch einer Hand, Schreiben/Tastatur/Touchscreen, Nierenfunktion, Herzfunktion, Lungenfunktion, Leberfunktion, Pflegebedürftigkeit, Gesetzliche Betreuung, PKW-/Motorrad-Führerschein, Öffentlicher Nahverkehr und Fahrradfahren versichert.

Da fällt einem nicht sofort ne Zielgruppe ein.

Positiv ist allerdings, dass die einzelnen Auslöser meistens recht transparent formuliert sind. Außerdem ist die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise auch immer wieder für ein Highlight gut.

Und damit gibt die Baloise dann nicht mal an. Das finde ich echt sympathisch. Eines dieser Highlights ist für mich das Treppensteigen. Hier muss ich die 12 Stufen hoch und runter schaffen, ohne mich am Treppengeländer festzuhalten. Das ist deutlich schwieriger als mit Benutzung des Handlaufs. Auch beim Gebrauch des Arms geht die Baloise den sicheren Weg und leistet, wenn ich den Arm nicht mehr nach vorne oder seitlich heben kann oder einen Gegenstand in ein Regal platziere oder eine Jacke anziehe. Da fehlt nur noch der Schürzen- und Nackengriff und es sind alle Definitionen, die Wettbewerber einzeln bei diesem Auslöser aufführen.

Herz-, Lungen-, Leber- und Nierenfunktion

Auch die verschiedenen Organfunktionen sind eine Besonderheit. Hier will ich aber nicht zu sehr loben. Aber dann halt irgendwie doch. Denn einerseits sollte schon deutlich früher eine Grundfähigkeit verloren gehen, bevor ich eine Auswurfleistung des Herzens von weniger als 35% habe. In diesem Fall sollte der Arzt zu einem implantierten Defibrillator raten. Aber auf der anderen Seite sind rein medizinische Auslöser schon auch ein Vorteil. Denn während der Verlust von Grundfähigkeiten immer zusätzlich zu einer gesundheitlichen Einschränkung bewiesen werden muss, muss ich hier nur die gesundheitliche Einschränkung nachweisen.

Schadet also sicher nicht, wenn es mit drin ist.

Autofahren schon in Bronze

Das Autofahren ist unbestritten einer der mächtigsten Auslöser. Denn während beispielsweise der Auslöser „Sehen“ erst greift, wenn das Restsehvermögen bei 5% liegt, muss ich meinen Führerschein schon abgeben, wenn ich nur noch 50% sehen kann. Und auch sonst ist z.B. Auge-Hand-Koordination beim Autofahren gefragt, die sonst nicht in dem Maß abgefragt wird. Ein weiteres Highlight bei der Baloise ist, dass hier nur psychische und psychosomatische Ursachen und der Missbrauch von Alkohol, Drogen und Medikamenten ausgeschlossen sind. Bei anderen Versicherern dürfen nur motorische Einschränkungen zum Verlust der Fahrerlaubnis führen. Dadurch würde z.B. Epilepsie ausgeschlossen werden. Hier ist die Baloise deutlich kundenfreundlicher.

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise: Silber

Hier ist dann zusätzlich Gleichgewicht, Knie/Bücken, Heben/Tragen, der Intellekt und das Infektionsrisiko versichert. Vor allem Knie und Bücken bieten hier einen großen Mehrwert. Denn im Volkssport Fußball verletzt man sich gern mal den Meniskus oder sonst was im Knie. Wenn ich mich 6 Monate nicht mehr hinknien kann, bekomme ich hier mein Geld.

Das Infektionsrisiko ist hier bis zu 24 Monate versichert. Auch das ist ein großer Mehrwert. Denn dieser Auslöser leistet, wenn ich wegen Infektionsgefahr ein behördliches Arbeitsverbot ausgesprochen wird. Somit wird eine Verbindung zu meinem Beruf hergestellt, die es ja sonst in der GF-Versicherung nicht gibt.

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise: Gold

Hier ist dann Ziehen/Schieben, Riechen/Schmecken, Bildschirmarbeit, Unterhaltung führen und Fingerfertigkeit/Pinzettengriff versichert.

Das Riechen und Schmecken geriet durch Corona mal in den Fokus. Es kann also schneller passieren, als man denkt. Und tatsächlich ist der Geruchssinn der erste aller Sinne, der einen im Alter verlässt. Ist aber hier nicht unbedingt relevant, da alle Grundfähigkeitsversicherungen am Markt nur bis 67 abschließbar sind.

Ziehen und Schieben ist vermutlich die mächtigste körperliche Fertigkeit. Denn ich muss greifen, Druck aus den Schultern aufbauen und halten, die Beine bewegen und eben auch die Spur halten. Da können schon Kleinigkeiten dazu führen, dass ich das nicht mehr kann. Wer zum Beispiel ein Überbein im Handgelenk hat, dem schmerzt der Druck beim Schieben zu sehr, sodass er nicht mehr die Spur halten kann. Denn ein Rollstuhl muss mit beiden Händen gleichzeitig geführt und gelenkt werden.

Die Bausteine: PsycheSchutz

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise hat noch ein paar Optionen. Da wäre zunächst mal der PsycheSchutz. Wer 12 Monate ununterbrochen erwerbsunfähig ist, und das wegen eine psychischen Erkrankung, der erhält hier seine Rente.

Ich bin insgesamt kein großer Fan von Psychebausteinen in der Grundfähigkeitsversicherung. Sie erwecken den Eindruck, dass hier umfassend psychische Erkrankungen abgesichert wären. Dabei gefällt mir dann aber die Variante der Baloise noch besser als die im Markt oft genutzte, in der nur schwere Depressionen und Schizophrenie versichert ist. In beiden Fällen werde ich selbst nicht in der Lage sein, den Leistungsfall zu beantragen…

Aber auch bei der Baloise gibt es eine Reihe an Ausschlüssen. Hauptsächlich sind das suchtabhängige Psychosen und Traumata, die auf die Kindheit zurückführen. Ist also kein Must-Have für mich.

Beruf Plus

Beruf Plus sollte ist schon sehr interessant. Hier ist die berühmte LKW-Klausel versichert, die quasi das Berufsbild des LKW-Fahrers absichert. Wenn ein Berufskraftfahrer, also auch ein Busfahrer, seine Lizenz, die er für seinen Beruf benötigt, verliert, zahlt die Baloise die Rente.

Außerdem ist die Benutzung von Atemschutzgeräten versichert, die vor allem für Feuerwehrleute in vielen Bundesländern interessant ist und die unbeschränkte Infektionsklausel.

Es fällt schnell auf, dass es vermutlich auch hier keine Zielgruppe gibt, die alle Auslöser brauchen kann. Das hat für die Baloise den Vorteil, dass hier günstiger kalkuliert werden kann, als wenn alle Auslöser einzeln gewählt werden könnten. Ich vermute mal, das steckt auch hinter der Aufteilung von Bronze, Silber und Gold.

Alle drei Auslöser in Beruf Plus stellen aber eine Verknüpfung zu einem ausgeübten Beruf her, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn die Grundfähigkeitsversicherung als Notlösung zur Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft wurde.

Die AU-Klausel

Auch hier gibt es ne starke Verknüpfung zwischen der Arbeitsfähigkeit und der Leistung. Logisch, denn die AU-Klausel leistet bei Arbeitsunfähigkeit bis zu 24 Monate. Diese Klausel sollte immer dann unbedingt vereinbart werden, wenn die Grundfähigkeitsversicherung eine Notlösung für eine BU-Versicherung sein soll.

Die BU-Option

Mittlerweile braucht ein GF-Tarif in den Top5 auch unbedingt eine BU-Option. Hat die Baloise auch. Wie diese im Markt abschneidet, lest ihr hier!

Das erste Kowolsche Gesetz

Der wichtigste Faktor, der für die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise spricht, ist aber das erste Kowolsche Gesetz: Das beste Produkt ist nix wert, wenn der Service nicht passt. Und tatsächlich ist Michael Kowol und sein Team an der Marktspitze, wenn es um Geschwindigkeit und Qualität der Risikovoranfragen geht. Hier werden die Vorerkrankungen individuell und mit Sicht auf die versicherten Risiken bewertet, sodass das Votum auch mal so ausfallen kann, dass in der Bronze-Variante kein Ausschluss notwendig ist, in Gold dann aber schon.

Dieses Augenmaß zeigt sich auch schon im Antrag. Für unter 30-Jährige ist der Abfragezeitraum für die meisten Vorerkrankungen auf 3 Jahre statt 5 Jahre begrenzt. Für Kinder ab 6 Jahren gibt es sogar nur 3 Fragen.

Unterm Strich

Die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise hat das Zeug zu einem Top5-Tarif. Was mich stört, sind einfach Fehler im Design. Da steht sich der Versicherer vertrieblich einfach selbst im Weg. Das ist saudumm, aber wenn man sich mal die einzelnen Varianten ansieht, fällt schnell auf, dass die Bronze-Variante an sich schon oft ausreicht. Hier ist aber noch viel Potential, wenn hier mehr Modularität möglich wäre oder eine klare Zielgruppe erkennbar wäre.

Tatsächlich hat die Baloise wohl die meisten Auslöser am Markt. Dass sie damit nicht wirbt, finde ich aber wieder weniger dumm als sympathisch 🙂

Allein schon wegen der schnellen Prozesse in der Voranfrage und im Antrag sollte die Grundfähigkeitsversicherung der Baloise immer mit angeboten werden.

Der Link auf Video kommt hier, sobald es online ist 😉

 

 

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