Arbeitgebervertreter fordert Rente mit 70

Der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich zum Eintrittsalter in die gesetzliche Rente geäußert. Er ist dafür, dass man es schrittweise auf 70 Jahre anhebt. So sagte er der Funke Mediengruppe: „Schaut man sich die demografische Entwicklung und die Belastungen der Sozial- und Rentenkassen an, dann sind die Reserven aufgebraucht. Wir werden länger und mehr arbeiten müssen.“

Damit schlägt er in dieselbe Kerbe wie kürzlich die Bundesbank. Auch sie ist der Meinung, dass bei einem Eintrittsalter von 67 Jahren nicht Schluss sein dürfe. Um die Rente zukunftssicher zu gestalten, müsse es in einem festen Verhältnis mit der Lebenserwartung mit steigen (mehr dazu hier). Derzeit sieht die Rechtslage vor, dass das Eintrittsalter bis 2029 auf 67 Jahre steigt, dann aber nicht weiter.

Wolfs Argument ähnelt dem der Bundesbank:

„Stufenweise werden wir auf das Renteneintrittsalter von 70 Jahren hochgehen müssen – auch weil das Lebensalter immer weiter steigt“, so der Arbeitgebervertreter. Damit stellt er sich gegen den Koalitionsvertrag. Denn darin sehen die Regierungsparteien wörtlich vor: „Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben.“ Eine Einstellung, die Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) seitdem auch mehrmals bekräftigte.

Gegenwind kommt umgehend auch von den Gewerkschaften. So sagte Anja Piel (Die Grünen), Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds: „Ein klares Nein zur Rente mit 70 – sie ist nichts anderes als eine Rentenkürzung mit Ansage.“ Viele Beschäftigte schafften es heute schon nicht mehr, gesund bis zur Rente durchzuhalten. „Für diejenigen, die in der Pflege, auf dem Bau oder in Fabriken arbeiten, ist längeres Arbeiten keine Option.“

Sogar die Union ist skeptisch

Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Fraktionschef der Grünen, Andreas Audretsch: „Die Idee, man könnte Pflegekräfte, Stahlarbeiter oder Feuerwehrleute künftig bis 70 arbeiten lassen, zeigt, dass nicht alle bereit sind, die Lebensrealität vieler Menschen zur Kenntnis zu nehmen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Viele Menschen gingen heute schon vorzeitig in Rente, weil sie erschöpft seien.

Sogar die eigentlich recht wirtschaftsfreundliche Union äußerte sich skeptisch. „Für die Anhebung der Regelaltersgrenze gibt es keinen akuten Handlungsbedarf“, sagte Stephan Stracke, Chef der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales von CDU/CSU, zum RND.

Autor/in

Juliana Demski ist Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Dem Pfefferminzia-Team gehört sie seit 2016 an.

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